Seit mehr als fünf Jahren besuche ich ehrenamtlich ältere Menschen, die im Altersheim leben. Diese Aufgabe empfand ich zu Beginn als etwas ungewohnt, da ich bis zu diesem Zeitpunkt keine grossen Erfahrungen und Berührungspunkte mit Altersheimen hatte. Doch bald merkte ich, dass mich diese Aufgabe sehr glücklich macht – das mir entgegengebrachte Vertrauen als Gesprächspartnerin ehrt mich sehr!
Aktuell besuche ich eine ältere Dame, die vor kurzem ihren 90. Geburtstag feiern konnte – welch' stolzes Alter! Wegen der stark beeinträchtigten Sehkraft ihrer Augen kann sie an vielen Altersheim-Aktivitäten nicht mehr mitmachen: Basteln, Jassen oder auch Lesen – dies geht alles nicht mehr. Auch fehlt ihr für Spaziergänge die Kraft in den Beinen. So ist der Austausch – das „Gesprächeln“ – für sie vielleicht noch viel wichtiger geworden als für andere – denn sie ist interessiert und präsent! So besuche ich sie meist in ihrem Zimmer. Manchmal gehen wir auch nach draussen auf eine Sitzbank oder in die Cafeteria. Ich mag unsere Gespräche wirklich sehr. Immer wieder überrascht sie mich mit Geschichten von früher, mit ihrem Humor, ihrer Offenheit und auch mit ihrem Interesse an meinem eigenen Leben. Jedes Mal freue ich mich auf meinen Besuch bei ihr und jedes Mal gehe ich wieder etwas „reicher“ nach Hause. Von älteren Menschen können wir viel lernen: Wie gehen sie mit dem Älterwerden um? Welche Erfahrungen und Weisheiten haben sie aus ihrem Leben gezogen? Und auch wenn sich die Freude und Vitalität vielleicht mal für eine gewisse Zeit etwas verabschieden, geht es doch immer wieder aufwärts und vorwärts!
In den 3 Jahren, in denen ich Maria nun kenne und begleite, ist sie mir sehr ans Herz gewachsen und mir zur Freundin geworden. Ihre grosse Dankbarkeit, welche sie jedes Mal zum Ausdruck bringt, wenn ich mich verabschiede, bestätigt mich darin, dass ich mit meinen Besuchen das Richtige tue und ich würde sie auf keinen Fall missen wollen!